Klassenfahrt Berlin – AHR Erfahrungsbericht

Abbildung https://mediacenter.dkms.de/news/dasdingdkms/, Abruf: 09.11.22

*bitte beim lesen des Artikels mystische, märchenhafte Musik und eine angenehme Erzählerstimme dazu denken*

 

In der ersten Woche nach den Ferien, vom 17 bis zum 22 Oktober 2022, noch bevor alle Klausuren der ersten Klausurenphase geschrieben waren, fand die Gesundheitsfahrt der AHR G 13, einem der kompetentesten Bildungsgänge am Märkischen Berufskolleg in Unna, statt. Die Fahrt ging in eine der, objektiv gesehen, schönsten Städte Deutschlands – in die Hauptstadt Berlin.

 

Als Übernachtungsmöglichkeit diente den Schülern das Aletto Hotel am Zoologischen Garten. Ein Hotel mit wunderschönen Türen, entzückenden Fenstern, umwerfenden Zimmern mit traumhaften Betten, großartigen Fahrstühlen und einer Unmenge an bezaubernden Fluren in denen jeder, der die mystischen Geheimnisse der vielen Treppenhäuser und Etagen nicht kannte, sich leicht verlaufen konnte. Wer nun zu wenig Zeit für den Weg aus dem Zimmer zum gemeinsamen Treffpunkt vor dem Hotel einplante, musste als Entschuldigung etwas vortanzen. Diese Tradition versuchen wir nun auch weiterhin im Gesundheitsunterricht zu pflegen.

 

Nicht nur das märchenhafte Hotel mit 1000 Zimmern war vielseitig, sondern auch das Programm der Klassenfahrt. Der Besuch der Reichstagskuppel wurde kurzfristig, aus irgendwo genannten Gründen, abgesagt. Sodass die Schüler kein noch schöneres Bild von der traumhaften Hauptstadt, welches nur dem Sonnenuntergang und der Perspektive zu verdanken wäre, bekommen haben.

 

Ein gesundheitsspezifischer Museumsbesuch war die Ausstellung im Museum „Körperwelten“ am Alexanderplatz. Hier konnten die wissensbegierigen, bildungseifrigen Schüler, begleitet von einem Audioguide, welcher aufgrund der schlechten Internetverbindung nicht wirklich funktioniert hat (aber der Gedanke zählt <3), in die Tiefen des menschlichen Körpers eintauchen und Organe, Knochen und Muskeln von ganz nah betrachten. Die, überall ausgehängten, Informationstafeln zu den verschiedenen Körperteilen und -systemen, gaben noch mal eine Wiederholung der letzten zwei Schuljahre, da sie den Inhalt der meisten Themengebiete zum Teil wiedergaben. Die Ausstellung war sehr attraktiv gestaltet und für verschiedene Altersgruppen geeignet, sodass sie auch als Familienfreizeitaktivität zu empfehlen wäre.

 

Ein weiterer wichtiger Programmpunkt, den wohl jede Klasse in Berlin in irgendeiner Form durchmachen soll, war die deutsche Geschichte. An der Bernauer Straße konnte jeder einzelne Schüler die Grenze zwischen Ost- und Westberlin überschreiten und dank der Führung einer (nicht so ganz) begeisterten und (tatsächlich auch nicht) übermotivierten Stadtführerin einen Teil der Geschichte miterleben. So konnten alle einen Blick auf Zugemauerte Fenster, Hausumrisse, Fluchttunellmarkierungen und Geisterbahnhöfe werfen.

 

Um den Stress, der beim Leben in einer Großstadt schnell zu negativen Auswirkungen führt, zu bewältigen und aktiv Gesundheitsförderung zu betreiben, haben wir gemeinsam einen Yogakurs besucht. Während wir uns angeleitet verrenkt haben, durften wir der beruhigenden Stimme der erfahrenen Yogatrainerin und der entspannten Musik, die scheinbar aus den Weiten märchenhafter Welten, in denen Kobras die Sonne grüßen und Hunde sich nicht zwischen herauf- und herabschauenden Positionen entscheiden können, lauschen.

 

Auch Kunst kann als Stressbewältigung und Stressprävention dienen. Nicht nur das bewundern von Kunst in endlosen Galerien, sondern auch das aktive Ausdrücken von Gefühlen durch Kunst. Deswegen durfte auch ein Graffitikurs nicht fehlen. Hier durfte jeder einen individuellen Beitrag zu einem gemeinsamen Gruppenbild (und zur Verpestung der Umwelt) beitragen, denn gearbeitet wurde mit hochwertigen Spraydosen – so wie es sich in der Graffiti-Bubble auch gehört. Das Einzige, woran wir uns nicht, wie so viele Graffitisprayer, gehalten haben, war, dass wir unser Kunstwerk an einer uns zur Verfügung gestellten Leinwand gesprayt haben und nicht irgendwo mitten in der Stadt an nem fremden Haus. (Aber dann hätten unsere Lehrer wahrscheinlich Probleme bekommen…)

 

Andockend an die Fluchtgeschichten aus dem Ost- ins Westberlin, haben wir uns auch (an einem anderen Tag) die East Side Gallery angeschaut. Hier haben Künstler aus aller Welt, nach dem Mauerfall im November 1989, ein Zeichen für Freiheit und Frieden, in Form von verschiedensten, inspirierenden Kunstwerken, auf dem längsten noch zurückgebliebenen Teil der, mit so viel Leid und Unglück verbundenen, Mauer, gesetzt. (Diese gelten, anders als Graffitis, nicht als Sachbeschädigung.)

 

(Fast) Alle diese aufregenden Tage wurden von gemeinsamen Abenden in den schönsten, prachtvollsten, märchenhaftesten, preisgünstigsten Restaurants Berlins beendet. Hierbei wurden die vergangenen bereits erlebten, aber auch die noch bevorstehenden Abenteuer diskutiert. Zwischen tiefgründigen Gesprächen und köslichen Speisen unterschiedlicher Kulturen, verlor sich auch immer wieder ein oberflächlicher “dad-joke”. Außerdem gab es am ersten Abend die Auswertung einer Fotorallye, welche daraus bestand, seriöse (obviously nicht seriöse), bestimmte Bedingungen erfüllende Fotos, vor sämtlichen Sehenswürdigkeiten Berlins, zu machen. Ja, es kam auch dazu, dass ich von nem Opa dabei beobachtet wurde, wie ich auf den als Podest dienenden Rücken, meiner Mitschülerin geklettert bin, um vor dem Berliner Dom oder so, die Szene aus dem Film Titanic nachzustellen.

 

Zwischen all diesen spannenden, außergewöhnlichen, unterhaltsamen, lebhaften Programpunkten, mussten die Schüler sich auch immer wieder erholen. Deswegen haben sie jeden Tag ausreichend Freizeit bekommen, die sie privat in Kleingruppen selbst gestalten durften. Was die Schüler so alles getrieben haben, lassen wir deren Privatsache sein.

 

Da es sich um eine offizielle Klassenfahrt handelt, muss während der Fahrt auch neues gelernt werden. Dies wurde nicht nur in den Programpunkten, sondern auch im Alltag ausgeführt. Am Mittwoch ist uns aufgefallen das Fahrscheine nur gültig sind, wenn man sie abstempelt (ja wir sind den gesamten Dienstag quasi Schwarz gefahren). Dies ist eine Weisheit fürs Leben, die man, wenn man sie nur nebenher erwähnt, wohl nicht im Langzeitgedächtnis abspeichert. Deswegen musste eine Gruppe diesen Umstand unbedingt austesten und mit unabgestempeltem Ticket fahren, natürlich nicht absichtlich, sondern aufgrund von mangelnder Alltagskompetenz. Im Zug, nachdem ihnen aufgefallen ist, dass sie mit nem unabgestempeltem Ticket fahren, wurden sie (eine Station vor dem Ziel) erwischt und konnten ihre besten Schauspielkünste beweisen, indem sie überrascht darüber waren, dass das Ticket gar nicht abgestempelt ist. Anschließend bekamen sie eine Strafe von jeweils 60€, die der Lehrer anschließend noch auf 30€ herunterhandeln konnte, und nun haben sie etwas sinnvolles für den Rest des Lebens im Langzeitgedächtnis abgelegt, nämlich, dass das abstempeln von Tickets relativ sinnvoll ist.

 

Unsere Fahrt ging in die Hauptstadt Deutschlands, deswegen mussten wir auch einer der wichtigsten deutschen Traditionen nachgehen. Denn die Fahrt von Unna nach Berlin und zurück, legten wir mit der Deutschen Bahn zurück, welche sich natürlich an ihre Traditionen und Gewohnheiten gehalten hat. Um uns das hundertprozentige “Deutsche-Bahn-Erlebnis” zu garantieren, verlief die Fahrt natürlich nicht problemlos, womit wir auch gerechnet haben. Auf der Hinfahrt kam der Zug zu spät, damit kann (und muss) man natürlich leben. Allerdings hatten wir nicht wirklich Fahrkarten, da der Postbote anscheinend zu inkompetent war, um sie richtig zu liefern. Fahren mussten wir also mit den Belegen, auf denen draufstand, dass wir die Tickets bezahlt haben.

Auf der Rückfahrt hatten wir Probleme anderer Art. Es konnte nur ein Zug mit halbsovielen Waggons zur Verfügung gestellt werden, weshalb die Sitzplatzreservierung aufgehoben wurde. Unsere gesamte Klasse war auf qualvolle, blutige Kämpfe um Sitzplätze eingestellt, die dann leider (oder zum Glück) nicht stattfanden, da jeder doch noch einen Sitzplatz bekommen hat. Der Rest der Fahrt verlief komischerweise problemlos.

 

Im vollen und ganzen kann man sagen, dass sich die gesamte Organisation der Fahrt auf jeden Fall gelohnt hat.

Die Schüler hatten nicht nur eine Unmenge an Spaß und konnten sich noch besser, in den unterschiedlichsten Lebenssituationen kennenlernen, sondern haben auch noch einiges gelernt. Zum Beispiel, dass in Berlin abgehobene Herberts leben, die abends, in Anzüge gekleidet, die Oper besuchen. Auch dass du dich bei U-Bahn-Fahrten nicht langweilen musst, da dir bestimmt jemand einen (nicht nervigen) Song auf der Gitarre vorspielt. Dass Fahrkarten abgestempelt werden müssen. Dass man, um eine gemeinsame Entscheidung zu treffen, seine Meinung sagen sollte. Und dass auch Supermärkte dem Namen “Ullrich” tragen können.

Ach ja, und auch noch, dass im Magen vor allem die Proteine gespalten werden und dass das Herz dazu da ist, um Blut zu pumpen. Auch wie ein möglicher Fluchtversuch aus Ost- nach Westberlin aussehen könnte. Und wie man sich richtig in die Position des herabschauenden Hundes begibt. Halt Sachen die man im Leben braucht.

 

Einen großen Dank, wollen wir auch unseren Lehren aussprechen, die all dies organisiert, ermöglicht und mitgemacht haben, wobei sie einige Gehirn- als auch Nervenzellen losgeworden sind, dagegen aber auch einige graue Haare dazugewonnen haben.

Vielen Dank für die unvergessliche Klassenfahrt! <3

 

Verfasst von Lisa