Schule ohne Rassismus - Schule mit Courage

Das Projekt „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“ gehört inzwischen seit über zehn Jahren zu den kontinuierlich und immer wieder neu Identität stiftenden Beiträgen zur Schulentwicklung am Märkischen Berufskolleg des Kreises Unna. „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“ ist ein Projekt von und für Schülerinnen und Schüler. Es bietet ihnen die Möglichkeit, das Klima am Märkischen Berufskolleg aktiv mitzugestalten, indem sie sich bewusst gegen jede Form von Diskriminierung, Rassismus, Mobbing und Gewalt wenden. Etwa 1.500 Schulen und mehr als 1.000.000 Schülerinnen und Schüler nehmen derzeit in ganz Deutschland an dem Projekt teil.

Um den Titel verliehen zu bekommen, haben sich in einer großen Aktion 70 Prozent aller, die am MBK lernen und lehren (Schülerinnen und Schüler, Lehrerinnen und Lehrer und technisches Personal) mit ihrer Unterschrift verpflichtet, gegen jede Form von Diskriminierung am MBK und auch außerhalb aktiv zu werden, bei Konflikten einzugreifen und regelmäßig zu diesem Anliegen passende Projekte durchzuführen. Die Schülerinnen- und Schülervertretung hat das Projekt zunächst 2010 in der Schulkonferenz vorgestellt, sich durch die regionale Ansprechpartnerin der RAA fortbilden lassen und ihrerseits die Klassensprecherinnen und Klassensprecher informiert. Außerdem wurde das Projekt an der ganzen Schule bekannt gemacht. Sodass bis Ende Dezember 2010 die Unterschriften der Mitglieder der Schulgemeinschaft gesammelt waren. Im Mai 2011 wurde dann schließlich der Titel unserer Schule in einem bunten sowie sehr feierlichen Festakt verliehen. Regierungspräsident, Landrat und viele weitere Personen mit politischer Verantwortung im Kreis Unna und darüber hinaus waren an diesem Tag zu Gast am Märkischen Berufskolleg. Schilder, die unsere Schule als Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage erkennbar machen schmücken seitdem unsere Schule. Allerdings ist der Titel nicht nur Auszeichnung für bereits geleistete Arbeit, sondern eine Selbstverpflichtung für die Gegenwart und die Zukunft.  Eine Schule, die den Titel trägt, ist Teil eines Netzwerkes, das sagt: Wir übernehmen Verantwortung für das Klima an unserer Schule und unser Umfeld. 

Ich werde mich dafür einsetzen, dass es zu einer zentralen Aufgabe einer Schule wird, nachhaltige und langfristige Projekte, Aktivitäten und Initiativen zu entwickeln, um Diskriminierungen, insbesondere Rassismus, zu überwinden. Wenn an meiner Schule Gewalt, diskriminierende Äußerungen oder Handlungen ausgeübt werden, wende ich mich dagegen und setze mich dafür ein, dass wir in einer offenen Auseinandersetzung mit diesem Problem gemeinsam Wege finden, uns zukünftig einander zu achten. Ich setze mich dafür ein, dass an meiner Schule ein Mal pro Jahr ein Projekt zum Thema Diskriminierungen durchgeführt wird, um langfristig gegen jegliche Form von Diskriminierung, insbesondere Rassismus, vorzugehen. 

Durch problemorientiertes Vorgehen im Rahmen des Projektes kann ein sehr hohes Maß an intrinsisch motiviertem subjektivem Interesse der Schülerinnen und Schüler generiert werden. Damit entsteht eine Grundlage der Entwicklung rationaler politischer Urteils- und Handlungskompetenz. Davon profitieren Klassengemeinschaften unmittelbar, die Schulgemeinschaft durch entsprechende Multiplikatorenwirkung und bildungsgangübergreifende Bildungsangebote mittelbar im Sinne sozialen Lernens.

Das Projekt bietet darüber hinaus, zumal Menschen mit Migrationshintergrund oder Beeinträchtigungen häufig Adressaten von Diskriminierung sind und in diesem Zusammenhang couragiertes Handeln wichtig erscheint, einen besonderen Rahmen, interkulturelle Kompetenz zu entwickeln, eigene Einstellungen ausländischen Mitbürgern gegenüber zu reflektieren sowie kulturelle und ethnische Gemeinsamkeiten und Verschiedenheiten zu erkennen. Dieses beinhaltet, Vielfalt zuzulassen, zu akzeptieren und daraus die Chance für gemeinsame Lernprozesse abzuleiten. Die Toleranz Minderheiten gegenüber bezieht sich ebenso auf Menschen mit Beeinträchtigungen. Wir verstehen entsprechende Stärken und Schwächen als Möglichkeit wechselseitigen Lernens. 

Diskriminierung, Mobbing und Rassismus haben Auswirkungen auf die psychische Gesundheit der Betroffenen. Hier wird über das Projekt kontinuierlich ein wertvoller Beitrag zur Reduktion stressbedingter Erkrankungen sowie Fehlzeiten geleistet und das Schulklima nachhaltig verbessert. 

Durch die organisatorische Struktur des Projektes kann der bildungsgangübergreifende Charakter als obligatorisch betrachtet werden. Die Schülerinnen- und Schülervertretung rekrutiert ihre Mitglieder beispielsweise aus vielen verschiedenen Bildungsgängen. Verschiedene Teile des Projektes, beispielsweise die realisierten Ausstellungen, werden von Schülerinnen und Schüler aus verschiedenen Bildungsgängen gemeinsam entwickelt. 

Ziel politischer Bildung am Märkischen Berufskolleg Unna sind mit Blick auf die Rahmenvorgaben und das Schulprogramm  Anbahnung und Erwerb jener Kompetenzen, die Schülerinnen und Schüler zur angemessenen Wahrnehmung ihrer Bürgerrolle befähigen. Rationale politische Urteilskompetenz wird in diesem Zusammenhang als Indiz für politische Handlungs- und Methodenkompetenz, Reflexions- und Konfliktfähigkeit, Toleranz, Solidarität und Handlungsbereitschaft verstanden. Sie steht im Fokus didaktisch-methodischer Überlegungen.

Zum Einüben rationalen politischen Urteilens eignen sich prinzipiell Unterrichtssituationen, in denen Kontroversen thematisiert und politische Urteile gefällt werden. Anlässe können über die Auswahl der Operatoren geschaffen werden. So implizieren beispielsweise Diskutieren sowie Erörtern solche Gelegenheiten.

Entsprechende Chancen werden über das „Projekt Schule ohne Rassismus, Schule mit Courage“ also auch und vor allem im Politikunterricht realisierbar.

R. Diettrich, Projektkoordination

Literatur: 

  • Märkisches Berufskolleg Unna (Hrsg.): Schulprogramm des Märkischen Berufskollegs des Kreises Unna. Unna 2019.
  • Massing, P. (Hrsg.): Lexikon der politischen Bildung. Bonn 1999.
  • Ministerium für Schule, Jugend und Kinder des Landes Nordrhein-Westfalen (Hrsg.): Politische Bildung. Rahmenvorgaben. Schule in NRW Nr. 5000. Düsseldorf 2011.
  • www.schule-ohne-rassismus.org 

Projekte des Märkischen Berufskollegs zu „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“

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